Viktorias Blog zum Medizinstudium
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Viktorias Blog zum Medizinstudium

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Herzlich willkommen auf Viktorias Blog zum Medizinstudium. Viktoria hatte das Glück mit 87% Rangplatz 60 beim MedAT 2020 in Graz zu erreichen. Medizin studieren möchte sie, um anderen Menschen zu helfen ganz nach dem Motto „Helping people at their most vulnerable time is a privilege.“  Hier auf dieser Seite bekommst du Einblicke in den Alltag, die Gedanken und Erfahrungen von Viktoria an der MedUni Graz. Viel Spaß beim Lesen.


Hey, ich bin Viktoria!

Ich bin 20 Jahre alt und nehme euch auf diesem Blog mit durch die Höhen und Tiefen meines Medizinstudiums an der Medizinischen Universität Graz. Was euch erwartet? Naja, ich kann jetzt schon eine Achterbahnfahrt der Gefühle, neue Perspektiven sowie Informationen versprechen, die jede*n (ob nun vom Medizinstudium träumend oder nicht), einen spannenden Einblick in den Alltag eines Medizinstudierenden abseits von „Grey’s Anatomy“ und „Scrubs“ geben.


Alle Blogposts im Überblick

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Blogpost zum Medizinstudium #1

Wer bin ich eigentlich?

Obwohl man meinen mag, dass Wörter wie „Freizeit“ oder „Hobbys“ vor allem für eine Medizinstudentin in der Vorklinik Fremdwörter sind, kann ich euch beruhigen. Ein bisschen Luft bleibt neben den Knochen und der Humangenetik doch noch. Und diese freien Minuten verbringe ich als leidenschaftliche Freizeitabenteurerin meist irgendwo im Nirgendwo. Am liebsten in den Bergen, am Meer oder auf Reisen in der Natur verstreut auf der Welt. Ohne jegliche Hoffnung auf Empfang. Mit dabei meist nur mein Rucksack, meine Kamera und ein Buch, in dem ich das Erlebte festhalten kann. Ganz abgesehen davon, dass innerhalb weniger Sekunden schon mehrere hundert Schnappschüsse meine Fotogalerie ausschmücken. Doch sind wir einmal ehrlich: gibt es denn auch irgendetwas Schöneres als Fotos und Videos von Momenten, die man ansonsten wahrscheinlich schon vergessen hätte? Mit dabei ist meistens meine bessere Hälfte, mein bester Freund. Die Person, bei der Spaß eine neue Dimension annimmt, mit der ich hier und da meine Fähigkeiten als Meisterköchin von Süßkartoffeln beweisen und vor allem meine Liebe zum Tanz ausleben kann. Ob der Muskelkater dann am Ende des Tages vom Sport oder doch vom ganzen Gelächter kommt, wird jedoch in diesem Fall für immer ein Mysterium bleiben. 

Kopf ausschalten, das geht am besten in den Bergen.

Doch was mache ich, wenn es einmal ruhig wird? Dann findet man mich am ehesten mit einem Buch am See oder neben meinem Hund am Boden liegend. Meine Devise: Hauptsache immer mit möglichst wenigen Dingen, das Beste aus jeder Situation machen. Ob nun zuhause oder doch lieber am anderen Ende der Welt. Denn wenn ich eines auf meinen Backpacker-Abenteuern und Bergtouren gelernt habe, dann, dass weniger meist wirklich mehr ist.

Dieser Minimalismus spiegelt sich aber weniger in meiner Art wider. Wer mich kennt, würde sagen, dass ich alles kombiniert in einer Person bin. Eine wahre optimistische Realistin mit einem ausgeprägtem Hang zur Träumerei, die übereuphorisch bei jedem Blödsinn dabei ist und ihr Herz auf der Zunge trägt. Für viel zu viel zu begeistern und einfach nicht zu stoppen. Jedoch auf der anderen Seite eine hochsensible Leidensgenossin, deren Empathie- und Einfühlungsvermögen sie zur Medizin gebracht haben. Wahrscheinlich war dieser Hang zur Hilfsbereitschaft wirklich eine der ausschlaggebenden Punkte neben meiner Faszination über den menschlichen Körper, die dazu geführt haben, dass ich in meiner Freizeit nun Knochenstrukturen studiere. Und ich liebe es. Vor allem, da einem als Mediziner*in so viele Türen offen stehen. Wie ich diese Chance später nutzen will? Ich weiß es noch nicht. Hauptsache ich kann es mit meiner Begeisterung zu komplementären Heilmethoden kombinieren. Denn, glaubt mir, ich trage nicht umsonst in meinem Freundeskreis den Titel der „alternativen Kräuterhexe“.

Doch da alle meine Interessen, liebsten Beschäftigungen und daily struggles den Rahmen sprengen würden, möchte ich mich wirklich kurz halten. Ausnahmsweise. Also bleibe ich dabei, dass ich vieles vereint in einer Person bin. Zu viel, um es in ein paar Sätze zu packen. Aber vor allem bin ich eines; eine Person, mit einer riesengroßen Liebe zur Medizin, die für die Dinge lebt, die sie gerne macht und diese Freude unglaublich gerne mit der Welt teilt.

Ich hoffe, dass ich euch hiermit einen kleinen Einblick in meine Welt geben konnte. In mein konfuses, chaotisches, überfülltes und doch wundervolles Leben. Vielleicht bin ich dadurch keine strukturierte, durchgeplante Normmedizinerin, die schon weiß, wohin ihr Weg führt. Doch ich mag das. Hauptsache, es wird nicht langweilig. Denn normal kann jeder. 🙂


Blogpost zum Medizinstudium #2

Die erste Woche im Medizinstudium

Der erste Tag als offizielle Medizinstudentin. Ein Tag, auf den ich mich bereits vor dem Beginn meines Humanmedizin-Studiums unglaublich gefreut habe. Ein Haufen junger Menschen, die das Glück haben, den MedAT zu bestanden zu haben, super motiviert auf dem Weg in den riesigen Hörsaal, wo ihnen gleich zu Beginn für ihren Erfolg gratuliert wird. Gelächter, wenn ein scheinbar lustiger Witz erzählt wurde und einheitliches Klopfen auf die – für meinen Geschmack – viel zu kleinen Tische, wenn der oder die Vortragende mit ihrer Vorlesung fertig ist. Der perfekte Beginn in das – für mich – perfekte Studium, von dem so viele angehende MedATler träumen. Und doch muss ich euch enttäuschen: Leider kam nichts so, wie erwartet.

Die Sache mit Corona

Aufgrund der derzeitigen Situation kamen wir nicht in den Genuss dessen, was ich zuvor beschrieben habe.  Kein „Endlich ist er fertig“-Blick an den Kommilitonen, der nun einer der Verbündeten zu sein schien. Kein einheitliches Gelächter im Hörsaal. Wobei die ein oder andere witzige Bemerkung zugegebenermaßen trotzdem mit einem Schmunzeln meinerseits vor dem Computer abgetan wurde. Wie es dann bei uns aussah? Ich für meinen Teil verbrachte den Tag viel zu motiviert in meinem MedUni Graz-Pullover und mit einer Tasse Tee vor dem Bildschirm. So bekam ich zumindest beinahe das Gefühl einer Erstsemestrigen, wie es die Jahre zuvor beschrieben wurde. Plan hatte ich bis am Ende noch keinen und nach fünf Stunden Einführung stellte es sich als sehr schwer heraus, bei der Menge an Informationen, die einem mitgeteilt wurde, nicht einzuschlafen. Spannend klingt anders. Und doch war es der Anfang von etwas ganz Großem, was mein Leben für immer verändern würde. Alleine das machte es bedeutend genug.

Die Einführungswoche

Die Tage darauf wurden nicht ereignisreicher. Die Vormittage verbrachte ich vor meinem Laptop, indem ich mir Vorträge über die verschiedenen medizinischen Fachbereiche anschaute, zuhörte, als über die richtige Kommunikation mit PatientInnen gesprochen wurde und besonders interessiert war, als über unser anstehendes Stationspraktikum erzählt wurde.

Die Nachmittage verbrachte ich dann mit meinen – per Zufall kennengelernten – Kommilitonen, um über die, am Vormittag besprochene, Mülltrennung und den Brandschutz zu reden oder mich mit ihnen gemeinsam auf die anstehenden Tage auf der Uni zu freuen. Kam ich in der ersten Woche dann überhaupt in das Vergnügen der Medizinischen Universität Graz? Ja, natürlich. Wir hatten doch Latein.

Mein erster Tag auf der MedUni

Manche lachten drüber, andere wiederum rollten genervt die Augen. Ich für meinen Teil freute mich. Ich mein, ja, man mag meinen, dass es etwas bizarr ist, jegliche Vorlesungen und Übungen online zu veranstalten, um das Unigeschehen so „coronatauglich“ wie möglich zu machen, jedoch im gleichen Atemzug die Latein-Vorlesungen als Präsenzveranstaltung verpflichtend zu machen. Wieso ich als Medizinstudentin Latein mache? Für all jene, die in der Schule Latein entfliehen konnten, kommt so die Retourkutsche, da wir als Medizinstudierende Grundkenntnisse in Latein nachweisen müssen. So kamen verhältnismäßig viele direkt in der ersten Woche in den Genuss eines Tages in der Vorklinik. Und obgleich wir in der ersten Vorlesung nur die Grundlagen der lateinischen Sprache durchgegangen sind, war’s schön. Es war schön sich als Medizinstudentin zu fühlen. Es war schön für die Medizin relevante Begriffe zu lernen. Und vor allem war es schön, Mitstudierende zu sehen, mit denen man in den nächsten Jahren durch dick und dünn gehen würde. Einfach das Gefühl von Gemeinschaft zu spüren, das wir in der jetzigen Zeit und im Rahmen der jetzigen Situation so gut wie nie erleben konnten.

Wie lernt man Leute kennen?

Die jetzige Situation macht es einem vielleicht nicht leicht, doch auf jeden Fall nicht unmöglich, ehemalige MedAtler und somit Mitstudierende kennenzulernen. Ich hatte das Glück, im Rahmen eines vorläufigen gemeinsamen Treffens im Augarten (natürlich mit genügend Babyelefanten dazwischen ;)) schon zu Beginn eine für mich mehr als passende Gruppe zu finden, mit der ich auch jetzt noch den Großteil meiner Frei- und auch Lernzeit verbringe. Und in diesem Zuge mein erster Tipp an alle, die mit ihrem Studium beginnen oder auch bereits länger Studierende sind, die Anschluss suchen; sucht euch Leute, mit denen ihr auf einer Wellenlänge seid und mit denen ihr euch versteht. Sprecht Leute auf der Uni an und traut euch, zu Treffen zu gehen, wo ihr bis jetzt noch keinen kennt. Ich weiß noch, wie ich mich anfangs gefühlt habe. Ich hatte selbst meine Zweifel und Schwierigkeiten, mich einer fremden Gruppe von Personen anzuschließen. Doch hätte ich es nicht getan, hätte ich wahrscheinlich nie die tolle Gruppe kennengelernt, die ich mir jetzt nicht mehr aus meinem Leben wegdenken kann. Also traut euch! Geht mit wandern, wenn jemand auf den Schöckl geht. Traut euch in die Boulderhalle, auch wenn ihr nicht mal wisst, worum es sich bei dem Sport handelt. Und fragt, ob jemand mit euch die Knochenstrukturen wiederholen möchte, wenn ihr ins Gespräch mit einer oder einem Mitleidenden kommt. Es klingt vielleicht banal, doch es gibt nichts Bereichernderes.

Führung durch die MedUni

Abschließend möchte ich noch von einem meiner Highlights der ersten zwei Wochen berichten. Wie jedes Jahr veranstaltete die ÖH Med Uni Graz auch dieses Jahr ihre Universitätsführungen, wo wir – wie es der Name schon verrät – durch die Universität sowie über den ganzen Medizinischen Campus geführt wurden. Und auch hierbei wieder ein kleiner Tipp am Rande: nehmt an solchen Führungen teil. Es bietet eine wundervolle Möglichkeit, Leute kennenzulernen, die sich in den nächsten Jahren durch dieselben Prüfungen kämpfen müssen und sicher nichts dagegen haben, ihr Leid mit einer zweiten oder dritten Person zu teilen. Da ich jedoch schon viele derjenigen kannte, die an der Führung teilgenommen haben, lag mein Fokus hierbei eher auf der Medizinischen Universität und deren Campus. Und wenn ich eines sagen kann, dann, dass ich begeistert bin. Ich würde zwar lügen, wenn ich sagen würde, dass die MedUni Graz architektonisch mit der Karl-Franzens-Universität mithalten kann. Jedoch ist es ein Gebäude, welches vor allem in Verbindung mit dem direkt nebenanliegenden LKH Graz-Campus, zu einem Ort wird, wo man mit einer ungeheuren Freude und einer riesigen Portion Stolz seine Zeit verbringt. Die Übungsräume begeistern mich durch ihre schlichte Einfachheit, die Vorlesungssäle lassen mich aufgrund ihrer Größe staunen und die Simulationsräume – wie ich sie immer nenne – verschlagen mir durch ihre Realitätsnähe noch immer den Atem. Um alles in einem Satz zusammenzufassen, würde ich sagen, dass ich begeistert bin und sich spätestens jetzt all die Stunden und Monate, die ich für die Vorbereitung auf den Medizinaufnahmetest MedAT gebraucht habe, mehr als ausgezahlt haben. Die Freude darüber, kann ich bis jetzt kaum in Worte fassen.

Mein Fazit

Würde ich abschließend sagen, dass sich die Monate des Lernens im Endeffekt ausgezahlt haben? Ja. Um ehrlich zu sein, gibt es nichts, bei dem ich mir bis jetzt so sicher war. Natürlich merkt man schon langsam, dass der Aufnahmetest noch das Leichteste an all dem war, was mich in den nächsten Jahre erwarten wird. Und natürlich habe ich die letzten Wochen mehr Zeit in der Bibliothek mit Recherche und Zusammenfassungen verbracht als freie Stunden zuhause. Doch ich bereue keine Sekunde davon. In diesem Sinne, möchte ich all jene, die mit dem Gedanken spielen, Medizin zu studieren und den MedAT zu schreiben, dazu ermutigen, das zu tun. Und all jene, welche sich bereits wie ich im ersten oder vielleicht sogar in einem höheren Semestern befinden, virtuell umarmen und schon jetzt eines vorwegnehmen: wir schaffen das.


Blogpost zum Medizinstudium #3

Mein Stationspraktikum auf der Allgemeinen Chirurgie

“Es war umwerfend. Im wahrsten Sinne des Wortes.” sind die ersten Worte, die mir einfallen, wenn ich an das Stationspraktikum auf der Allgemeinen Chirurgie zurückdenke. Und obwohl sich das nach einer typischen Floskel anhört, sag ich euch eins – es war so umwerfend, dass ich das ein oder andere Mal wirklich selbst den Boden unter den Füßen verlor.

Was ist ein Stationspraktikum überhaupt?

Vor meiner Woche auf der Station der Allgemeinen Chirurgie konnte ich mir auch wenig darunter vorstellen. Zwar hieß es immer, dass man dabei eine Woche im Krankenhaus verbringt, um über den Alltag im LKH zu erfahren, jedoch gab mir das nur eine schwammige Vorstellung darüber, was mich wirklich erwarten würde. Aber lange Rede, kurzer Sinn – was ist es nun? Prinzipiell ist es eine Woche, die man mit einer paar Mitstudierenden auf der jeweils zugeteilten Station verbringt, um einen Einblick in die Arbeit auf der Station zu bekommen. In meinem Fall – einen Einblick in die Arbeit der Pfleger*innen auf der Frauenstation der Allgemeinen Chirurgie.

Und wie kann man sich das genau vorstellen?

Schon der erste Morgen startete bei mir mit einem lauten Weckerklingeln um 5:34 Uhr. Dies lag aber weniger an dem frühen Stationsbeginn, sondern eher daran, dass ich am ersten Tag noch eine Stunde mit dem Bus zum LKH Graz fahren musste. Gestartet sind wir meist um 7:30 Uhr, wo uns immer eine kleine Einführung in den Tag gegeben wurde. Dann ging es zur Frühstücksvergabe und dem anschließenden Waschen der Patientinnen, bei dem wir einen ersten Einblick in die wirklich schwere (und sowas von unterschätzte) Arbeit des Pflegepersonals bekamen. Richtig spannend wurde es bei den Visiten. Hierbei wurde mir erstmals so richtig bewusst, wie stressig es die Ärzt*innen im Krankenhaus haben. Oft hetzten sie vom einen ins andere Patientenzimmer, nur um schnell wieder in den OP zu kommen, um das nächste Menschenleben zu retten. Umso mehr schätzte ich dann, wie bemüht sie sich dennoch um das Wohl der Patient*innen kümmerten, immer mit einem lustigen Spruch und ihnen das Gefühl gebend, dass sie nicht alleine sind. Danach folgte mein Lieblingsteil des Tages. Der Teil des Tages, den ich im Laufe der Zeit zu meiden versuchte – der Verbandswechsel. Aber auch der ging vorbei und so verbrachte ich den Großteil der Zeit damit, mit den Betroffenen auf der Station zu sprechen. Über ihr Leben, ihre Krankheit, ihre Sorgen und ihre Familie. Auch die spannendsten Diskussionen über Wellensittiche kamen nicht zu kurz. Nach der Nachmittagsvisite, die meist so um 14 Uhr stattfand, ging es für uns als Abschluss noch zu den OP-Besprechungen, die besonders spannend waren. Zwar verstand ich vieles nicht, doch irgendwie gaben sie mir das Gefühl, Teil von etwas zu sein. Teil von etwas Bedeutendem. Und für alle, die sich jetzt fragen, ob die Besprechungen wirklich so sind, wie man es sich vorstellt – ja! Und zwar noch viel besser. 😀

Erwartungen vs. Realität

Ich wurde vor, während und nach dem Stationspraktikum oft danach gefragt, was ich mir erwartete. Ob sich meine Erwartungen erfüllt hatten und wenn nicht, woran das liegt. Jetzt im Nachhinein kann ich sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde. Doch einfach, da ich keine Erwartungen hatte. Alles, was ich hatte, war etwas Angst. Etwas Nervosität, die ich in meinem ganzen Körper spürte. Und vor allem einen riesigen Haufen Vorfreude, auf das, was mich erwarten würde! Ich kann mich noch erinnern, wie aufgeregt ich am ersten Tag war. Im beigefarbenen Kittel das erste Mal ins LKH Graz zu gehen. Nicht als Patientin, sondern als Teil des Teams. Dementsprechend nervös war ich auch, etwas falsch zu machen. Doch – keine Bange, keine Panik – wenn ich eines gelernt habe, dann, dass man nichts so wirklich falsch machen kann (weil man eh nicht viel machen darf haha) und dass es keine blöden Fragen gibt. Denn “Wenn du dich etwas wirklich fragst und dadurch etwas dazu lernst, ist die Frage nie blöd”, wie mir unser Stationsleiter immer wieder versuchte, einzutrichtern. Und so löste sich auch diese Angst im Laufe der Zeit wie in Luft auf. Aber ja – anfangs war die Rolle als Stationspraktikantin auch für mich etwas befremdlich. Nicht etwa, da ich mich nicht darauf freute oder ich gar Angst davor hatte, mit Menschen in Kontakt zu treten. Sondern eher, da ich besorgt war, jemandem zur Last fallen zu können und nicht die Hilfe zu sein, die ich mir wünschte zu sein. Doch es stellte sich ziemlich schnell heraus, dass sich das anfängliche Unwohlsein wohl am stärksten in meinem Kopf abspielte. Denn auf der Station angekommen, war alles ganz anders, wie befürchtet. Sofort wurden wir zu allen möglichen Aufgaben eingeteilt, von den beschäftigten Pfleger*innen herumgeschickt und nebenbei noch von den neugierigen Patient*innen interviewt. So wurde aus dem Gedanken des „Ich will nicht jedem den ganzen Tag nur im Weg stehen.“ ein „Okay, so entspannend wie alle immer meinen, ist das Stationspraktikum wohl doch nicht.“ Das einzige, wobei ich anfangs kleine Probleme hatte, war das in Kontakt treten mit den Patient*innen. Obwohl ich unglaublich kommunikativ bin, wusste ich einfach nicht, wie ich die ultimativ perfekte Konversation starten sollte und unangenehm war es für mich immer, wenn ich mit meinem beigefarbenen Mantel mit dem Satz „Guten Morgen, ich bin die Viktoria. Medizinstudentin im 1.Semester.“ Klarheit in den Raum bringen musste. Mit einer anfänglichen Schwierigkeit meine ich hierbei jedoch auch lediglich einen halben Tag der Sorge. Nach dem Frühstück wagte ich mich schon an die erste Patientin, der ich ein Kompliment zu ihrer Haarfarbe machte. Das war der Eisbrecher, der dazu führte, dass ich in den darauffolgenden Tagen wertvolle Ereignisse und Erlebnisse aufnehmen und Gespräche führen durfte, die ich für immer tief in meiner Erinnerung speichern möchte. Daher würde ich nicht nur sagen, dass ich fachlich, sondern vor allem menschlich (ob nun durch die Pfleger*innen, Ärzt*innen oder Patient*innen) einiges für mich, meine Person und mein eigenes Leben gelernt habe.

Das Stationspraktikum war umwerfend. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Gab es auch Momente, die nicht so toll waren?

Definitiv! Dabei fällt mir ironischerweise direkt einer meiner “Highlights” auf der Station ein. Und zwar mein Moment der Bewusstlosigkeit. Aber beginnen wir einmal ganz am Anfang: wie bereits erwähnt, hatten wir auf unserer Station die Möglichkeit, bei Verbandswechseln dabei zu sein – was an sich ja auch super spannend ist! Doch da wir auf unserer Station zum Großteil mit Tumoren, Amputationen und vor allem septischen Wunden konfrontiert waren, brauche ich keinem zu erzählen, dass es definitiv nichts für schwache Nerven ist. Vor allem, wenn man es mit wenig Schlaf, “Unterzuckerung”, stickiger Luft (die Maske tut einem da wirklich keinen Gefallen) und Dehydration (trinkt viel!!!) kombiniert. Und so bewegte ich mich nach dem Anblick einer stark entzündeten Wunde, die im Zuge einer Zehenamputation entstanden war, langsam aus dem Patientenzimmer, um – im Gang angekommen – dramatisch die Wand runter zu gleiten. An viel mehr kann ich mich nicht erinnern, da die Stimmen um mich herum mit der Zeit ziemlich dumpf wurden und mir wortwörtlich schwarz vor Augen wurde. Kurze Zeit später fand ich mich dann jedoch mit hochgelagerten Beinen, einem Glas Wasser und wieder viel zu guter Stimmung lachend auf der Bank des Aufenthaltsraumes liegend. Ein Erlebnis, das für viele verdammt unangenehm gewesen wäre, für mich jedoch wieder eine Geschichte war, die ich mit viel zu viel Humor und ganz ohne Hemmungen herum erzählte. Was ich euch damit sagen will? Nicht jeder Medizinstudierende hat keine Probleme damit, Unmengen an Blut, Eiter oder entzündeten Wunden zu sehen. Nicht jeder besitzt die Fähigkeit, sich derartig von einem Menschen und dessen körperlichen Beschwerden abgrenzen zu können. “Ich bin die ersten Male immer umgeflogen. Aber irgendwann gewöhnt man sich dran. Und wenn ihr schon alles könntet, dann müsstet ihr ja auch nicht mehr studieren.” – munterte mich eine unserer Pflegerinnen nach dem Vorfall auf. Und ja, für die einen mag das banal klingen. Und für euch freue ich mich. Wirklich. Doch ich weiß auch, dass es auch die Gruppe an Personen gibt, die damit zu kämpfen hat. Die Gruppe an Personen, zu der ich gehöre. Und weil ich weiß, wie ernüchternd das manchmal sein kann, möchte ich euch eines mitgeben: Kopf hoch – das ist alles eine Frage der Zeit und Gewohnheit. Nur nicht aufgeben. We got this.

Was ich abschließend noch sagen möchte?

Obwohl ich jeden Tag emotional und physisch ausgelaugt das LKH Graz verließ, kann ich nicht verleugnen, dass das Strahlen jedes Mal größer wurde. Ich kann nicht in Worte fassen, wie viel mir die Zeit, die ich dort hatte, zurückgegeben hat. Zum einen begeisterte mich die Kombination aus Kompetenz, Empathie und Witz der Ärzt*innen trotz dem immensen (Zeit-)druck. Zum anderen empfinde ich größte Hochachtung für all das, was die Pfleger*innen Tag für Tag leisten. Denn sie leisten ihre (wirklich) harte Arbeit auf eine Art und Weise, die ich von ganzem Herzen bewundere. Wem ich dieses Strahlen jedoch zum größten Teil zu verdanken habe, sind die Patient*innen, die ich im Laufe der Woche kennenlernen durfte. Ich könnte ein Buch darüber schreiben, was ich von jeder einzelnen Person gelernt habe und wie bereichernd es war, sie mit ein paar Minuten meiner Zeit so zum Strahlen zu bringen. Und so möchte ich auch diesen Beitrag wieder damit abschließen, jeden von euch dazu zu ermutigen, das zu tun, wofür euer Herz schlägt. Euch zu ermutigen, den MedAT zu schreiben und in die Medizin zu gehen, wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr damit eure Zeit in der Zukunft verbringen möchtet. Denn spätestens das Strahlen der Menschen gibt einem so viel zurück. So viel, dass ich es gar nicht mehr in Worte fassen kann.


Blogpost zum Medizinstudium #4

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